Deborah Feldman: Überbitten. Ein neues, so ganz anderes Buch als Unorthodox. Sicher, in einer anderen, älteren Welt geschrieben, so anders lektoriert, und als Entwicklungsroman in Jahresscheiben angelegt, Jahre später, Jahre weiter, mehr als Jahre reifer. Eher das Gegenteil, Jahre jünger, in jedem Fall, Jahrzehnte freier. Und weit nachdenklicher, weniger Aktion als Reflexion. Obgleich sich eine Menge tut in der beinahe sieben Jahre währenden Zeitspanne, dem Plot des Buches. Die Reflexion hängt nicht in der Luft, sie beruft sich auf ein tragfähiges philosophisches Gerüst. Auf viel Gelesenes, auf die Pfeiler ihrer neuen Welt.
Doch es ist auch ein spannendes Buch. Daher sollte ich nichts weiter verraten. Lesen, sich einfangen, bezirtzen lassen. Last Not least, ich habe es als E-Book gelesen und angespannt nicht gefühlt, dass ich einen dicken Schmöker verschlungen.
Mittwoch, 1. November 2017
Feldman überbittet
Donnerstag, 14. September 2017
Abonji Tauben
Melinda Naji Abonji: Tauben fliegen auf. Ein Anfang, der das Lesen schwer machte. Eine Detailgeschwätzigkeit, die mich schon bei Ferrante störte, in einem Milieu, das mir den Zugang noch erschwerte. Durchgehalten, auch durch wilde Schnitte des Plots, kommt doch eine auf das menschliche konzentrierte Botschaft heraus. Migration in Europa, das Ende eines zentralistischen Kommunismus in Jugoslawien, Krieg in der Ferne. Und letztlich wieder ein Entwicklungsroman, zu einer auf bescheidenem Niveau lebenden, aber selbständigen, offenen jungen Frau.
Mittwoch, 9. August 2017
Feldman, nicht mehr orthodox
Deborah Feldman: Unorthodox. Es wäre ein klassischer Entwicklungsroman vom braven Mädel zur freien Frau, wenn das brave Mädel nicht in einer jüdischen Sekte, die sich in New York abschottet, leben würde. Damit und besonders durch seine Details gewinnt der Roman medienwirksam seine Brisanz. Manchmal wird man aber auch an Goethe erinnert, der seine Autobiographie Dichtung und Wahrheit nennt. Und nicht zuletzt spricht der Roman Aspekte an, die unter dem Begriff Emanzipation eine wichtige Entwicklung des liberalen Deutschland nach 1860 darstellen. Lesen.
Montag, 31. Juli 2017
Lapperts Pampa
Rolf Lappert: Pampa Blues. Vorab: Da habe ich bewusst einen Jugendroman von Lappert ausgesucht, um den alten Männern von Frisch zu entkommen. Vom Regen der Alten in die Traufe mit dem dementen Karl, versorgt von seinem jugendlichen Enkel. In der ostdeutschen Pampa weit hinter Neuruppin, auch das noch.
Das Buch ist so etwas wie ein Entwicklungsroman seines Protagonisten Ben, knapp 18 jahre alt, der seinen dementen Großvater in einer deutschen Pampa pflegt. Ein sanftes, zartes Buch voller lieber Charaktere. Einfühlsam und doch ausreichend spannend. Eine Fiktion, doch gelegentlich mit einem synthetischen Beigeschmack. Ich habe sie wegen der Landschaft mit Unterleuten verglichen, das eine ganz andere Intention verfolgt und sehr böse, aber auch authentischer daherkommt. Gern gelesen.
Montag, 17. Juli 2017
Fernando Ornithologe
João Pedro Rodrigues: Der Ornithologe. Ein wundersamer Film, der mich tief beeindruckt hat. Der Mensch schafft sich Gott nach seinem Ebenbild. Und daher passt dieser Film nur schwer in das Bild. Nicht in das Bild des werdenden des heiligen Antonius, noch in das Bild eines Abenteuerfilms. Antonius aka Fernando ließ mich bleiern tief schlafen. Und blasphemisch fand ich das Wundersame nicht. Und nachgelesen habe ich die erstaunliche vita/Karriere in der EU auch. Der Antonius war nicht nur begnadet, sondern auch mindestens so wirr wie im Film dargestellt. Wundersam wunderbar.
Sonntag, 16. Juli 2017
Heller Süden
André Heller: Das Buch vom Süden. Es sollte mich nach dem traurigen Alemannen MF aufheitern. Das universalgenie AH hat es über weite Strecken geschafft. Vor allem im Garten in San Celeste. Und in den autobiographischen lockigen Strähnen.
Montag, 23. Januar 2017
Ferrante 1
Elena Ferrante: Meine geniale Freundin. Wenn etwas so hochgelobt ist, bin ich vorsichtig. Und siehe da, ich bin bestätigt mit der Vorsicht. Dabei stimmt alles, um mein Interesse zu wecken und vor allem zu erhalten. Nachkriegsitalien und kleine Leute, Fahrraddiebe. Lange vor Accatone. Mezzogiorno, Nein Neapel, das ist nicht der mezzogiorno, das ist eine eigene Klasse, Rione, der Kiez, in dem alles spielt, ist wiederum nicht Neapel. Also vergess ich meine Eindrücke, Erlebnisse aus puglia, das Land von Federico di suevia, secondo. Vergessen Sulmona. Eher noch Cervia. Die Jugendlichen Italiens Ende der 1950er Jahre.
Tja, Aber dann ist die Autorin, so authentisch sie mir auch erscheint, einfach zu langatmig, ragazze, Mädchen, oder ich zu kurzatmig, alt, Mann. Allein, nicht gleich aufgeben, goutieren was zu goutieren ist. Seite 193 von 387.
Sonntag, 27. März 2016
Bjergs auerhaus
Bov Bjerg, Auerhaus. Die traurige Geschichte einer Gruppe von Abiturienten. Freunde in einer wichtigen Zeitspanne des Lebens.
Donnerstag, 18. Februar 2016
Mora Alle Tage
Terezia Mora: Alle Tage. Ein Buch über ein Leben in einer anderen Welt, in Europa, in Deutschland. Alle Tage fremd. Was mag Mora erlebt haben um das zu schreiben? Oder hat sie eine derartige Phantasie? Fremd, fremder, am...
Freitag, 13. Februar 2015
Olafsdottirs Liebesfrage
Audur Ava Olafsdottir: Weiß ich, wann es Liebe ist? Vorab, ist das Werk mehr Roman oder mehr Märchen?
Ich habe es als Märchen empfunden und nur als Märchen genießen können. Der Protagonist, ist ein begabter junger Mann, gut 20 Jahre alt, der gerade zufällig mit einer Bekannten ein Kind gezeugt hat, so sensibel wie ihn nur eine Autorin beschreiben kann. Aber auch so schwach in der Kommunikation, dass er über die Frage, die der Buchtitel formuliert, nicht reden kann. So, wie ich zu den Filmen des Spätwerks Eric Romers -Filme spielen eine wichtige Rolle im Buch- manchmal sagen mochte , dass alle Gefühle zerredet werden, so wird im Liebesmärchen Olafdottirs zerschwiegen. Allein, ein lesenswert schönes Märchen.
Donnerstag, 18. Dezember 2014
Köhlmeier, Madalyn
Michael Köhlmeier: Madalyn. Die Geschichte eines einsamen Mädchens, meist nur beobachtet von dem einsamen Autor, beinahe ein Entwicklungsroman. Der Plot, nicht ungeschickt, und doch lief er über dreiviertel des Buches lang nur zögerlich an. Und erst im mehr den Leser einbeziehenden letzten Viertel sprudelte es dann zum echten, abendländischen Köhlmeier auf.
Donnerstag, 9. Oktober 2014
Murakami zaubert
Haruki Murakami schreibt. Schreibt viel. Schreibt erfolgreich. Zwar noch ohne Nobelpreis. Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki. Ein Entwicklungsroman, wahrlich, von der Oberschulzeit bis zu einer späten Reife. Sein plot ist zu spannend für einen Literaten, er ist ein Zauberer der Worte. Ich scheue den "Zauberer" nicht, obgleich er schon von Thomas Mann besetzt. Ein Zauberer, der in die so detaillierte, aber graue Welt des Tsukuru Tazaki führt, die Tür hinter einem abschließt, und einem für einige Stunden die Seele austauscht.
Mittwoch, 17. September 2014
Knausgard lebenschreibend
Karl Ove Knausgard schreibt um sein Leben.
Leben.
Quasi Tagebuch, minimalistischer Plot.
Sein Leben mit 18 als Hilfslehrer in Nordnorwegen, ein Aufbruch zum Schriftsteller nach dem Abitur.
Sein Leben mit 16. Seine Lieben. Seine Räusche. Seine Familie.
Die Polarnacht.
Zum lesen erst zäh, wiederholungsbedürftig, dann ein Fluss, der in immer reissendere Stromschnellen führt. Ein Entwicklungsroman der 80er Jahre, der Schallplatten und Walkmen.
Montag, 5. Mai 2014
Zu Ketil Björnstad: Am Fluss
Teil 2 der Trilogie des Entwicklungsromans über den knapp 20 Jahre alten, werdenden Star-Pianisten. Dieser Einleitungssatz ist zwar korrekt, aber den Gefühlen und Leidenschaften, die den Roman tragen, wird er ganz und gar nicht gerecht . Der Kraft und Hoffnungslosigkeit ebenso wenig, deren Kontrapunkten. Ich lese den Text eilig und gefesselt, letztlich zutiefst betroffen.