Thomas Bernhard: Wittgensteins Neffe.
Im Kern ein Buch über die Freundschaft zwischen Bernhard und Wittgenstein. Allein, Bernhards traumhafte Inszenierung der kranken Situation in den Hospitälern der Baumgartner Höhe eingangs hat es mir angetan: eine Pflichtlektüre für einen Mediziner, finde ich.
Natürlich bleibt es im kleinen Buch nicht dabei, in der Geschichte dieser Freundschaft spiegelt sich Wien. Wunderbar in Inhalt und Form.
Dienstag, 30. April 2019
Bernhards Kranke auf der Baumgartnerhöhe
Sonntag, 26. August 2018
Nadolny Seefrische
Sten Nadolny: Weitlings Sommerfrische. Ein Buch, vor Jahren gelesen, jetzt anlässlich von Kontakten zum Chiemsee quasi wieder ausgegraben, als Buch und Erinnerung. Besinnlich nachdenklich beginnend. Der See, ein Unwetter auf dem See .. Und plötzlich weiß man nicht mehr, in welcher Ebene, welcher Realität man sich findet, sich befindet. Ein Leseerlebnis, vermutlich aus einer heilen zweisamen Zeit vor 2014, beinahe schon vergessen gewähnt.
Sonntag, 29. Juli 2018
Maximus &E.
Maxim Biller: Esra. Ein Unbuch heute, nicht im Handel https://de.m.wikipedia.org/wiki/Esra_(Roman) . Stollten die vielen Stellungnahmen seinerzeit vor 2010 mich abhalten, heute darüber zu schreiben? Ich lese eine Ausgabe mit vielen Auslassungen, von denen mir nicht klar ist, welche aus dem damaligen Stand des Rechtstreits herrühren und welche aus künstlerischen Gründen existieren. Ein Buch in einer Sprache, die virtuos genannt wird. Ich empfinde sie als meisterhaft, leidenschaftlich. Und maximal egoistisch. Was ich bei Billers Aufritten im literarischen Quartett als Rollenspiel im Kontrast zu den Pappnasen des Fernsehens und einer Literaturredaktion unvoreingenommen empfunden habe, ätzend, zielgenau, mit scharfer Munition wild ballernd, ist trotz aller Übertreibung kein Schauspiel, das ist Persönlichkeit, tief schwarz. Ich müsste das Buch nochmals von vorn beginnen, um ein Jota von Empathie des Protagonisten mit Esra zu finden. Ein weiterer auffälliger Zug: kommuniziert der Schriftsteller mit Esra mit seinem mächtigsten Werkzeug, den geschrieben Wort? Wie intensiv wurde dieses Werkzeug von den meisten deutschen
Schriftstellern von Goethe bis Walser genutzt.
Ein Protagonist der leidenschaftlich liebt, aber nur sich selbst. Die Protagonistin schildert er auf einer Seite im einzelnen als Sklavin.
Es gibt den Film Noir, den Roman Noir, so bin ich in Versuchung, das Werk als schwarzen Liebesroman einzuordnen. In Analogie zu den schwarzen Krimis steht, gleich wichtig wie die Action, das psychische Erleben des Protagonisten.
Ich habe das Buch, wahrscheinlich deswegen, verschlungen&genossen.
Mittwoch, 8. November 2017
Capus im Licht der Sterne
Alex Capus: Reisen im Licht der Sterne. Eine Biografie Robert Luis Stevensons nach Capus Art^2, Lesevergnügen bis in die Anmerkungen. Vielleicht auch wie er Stevenson zitiert: "ich selbst mag Biografisches viel lieber als Fiktion; Fiktion ist zu frei." Diese Liebe, die aus jedem der zahlreichen Zitate strömt, ist natürlich Capus Idee unterlegt, Stevenson habe die wahre Schatzinsel gefunden. Schiff ahoi!
Freitag, 13. Oktober 2017
Ford zwischendrin
Richard Ford: Zwischendrin. Gleich liest man einen anderen Ford. Nicht den übersprudelden Erzähler, dessen Fiktion schneller zu sein scheint, als sein schreiben. Man liest einen zögerlichen, abwägenden Autor, dem auch nicht viele hundert Seiten aus den Fingern fließen, sondern der an einem kurzen Werk feilt, gerade Mal 83 Seiten kurz, im E-Book.
Im Nachwort hellt sich das auf, das Buch hat den Teil des Vaters, Jahrzehnte nach seinem Tod geschrieben, was mir auffiel. Der zweite Teil, der Mutter gewidmet und kurz nach ihrem Tod geschrieben, ist dem bewunderten Schriftsteller näher.
Dennoch, ein anderer R. F.
Dienstag, 30. Mai 2017
Kirchhoff buchpreisbuch
Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis. Ein ungewohnt künstlicher titel für ein ungewohnt schmales buch von bk. Ein wundersamer anfang, ein spannendes, langes hochfahren, dann letztlich verfremdet, das einmünden in die zeitgeschichte der EU 2015: menschen auf der flucht in sizilien. Gestrandete Migranten, getrandeter fluß der novelle. Abbruch. Ein buch, das 2015 atmosphärisch vielleicht besser einfängt, als im ersten moment beim lesen gefühlt.
Montag, 6. März 2017
Haratischwilis plotkünste
Nino Haratischwili: Juja. Ein schwer lesbares Buch, es sei denn, man schafft es in einem Zug zu lesen. Also bitte, Neuleser: ein Personenverzeichnis anlegen. Sonst ist es schwierig, dem Text zu folgen, der in verwürfelte notate nach knapp einem dutzend personen und einem zeitraum über 50 jahre geschnitten ist. Und die von der autorin gewünschte wirkung der raschen schnitte, die bei einem film mit bildern als stütze und in einer raschen, geschlossenen zeitlichen folge gut ankommt, verkehrt sich ins gegenteil.
Zum inhalt: es ist eine art entwicklungsroman, im kern 3 geschwister. Und die personen um den kern, die den kern beleuchten, kommen aus aller welt, örtlich wie mental. Diesem vorgehen bin ich gern gefolgt. Schwer zu folgen fiel mir den sexszenen, einem gemenge aus Selbstzerstörung mit etwas orgasmus, wenn überhaupt. Soll das eine fortsetzung der suizide im kern der handlung in die unverzichtbare erotik sein? So bleiben eine reihe von fragezeichen nach der schillernden lektüre.
Ps. Die willkürliche groß- und kleinschreibung ist keine marotte von mir, sondern eine folge der kombination der intelligenten tastatur mit diesem editor des blogs.
Montag, 23. Januar 2017
Ferrante 1
Elena Ferrante: Meine geniale Freundin. Wenn etwas so hochgelobt ist, bin ich vorsichtig. Und siehe da, ich bin bestätigt mit der Vorsicht. Dabei stimmt alles, um mein Interesse zu wecken und vor allem zu erhalten. Nachkriegsitalien und kleine Leute, Fahrraddiebe. Lange vor Accatone. Mezzogiorno, Nein Neapel, das ist nicht der mezzogiorno, das ist eine eigene Klasse, Rione, der Kiez, in dem alles spielt, ist wiederum nicht Neapel. Also vergess ich meine Eindrücke, Erlebnisse aus puglia, das Land von Federico di suevia, secondo. Vergessen Sulmona. Eher noch Cervia. Die Jugendlichen Italiens Ende der 1950er Jahre.
Tja, Aber dann ist die Autorin, so authentisch sie mir auch erscheint, einfach zu langatmig, ragazze, Mädchen, oder ich zu kurzatmig, alt, Mann. Allein, nicht gleich aufgeben, goutieren was zu goutieren ist. Seite 193 von 387.
Dienstag, 27. Dezember 2016
Gardam die Freunde
Jane Gardam: Letzte Freunde. Noch von A vorbestellt, am 30.11. für sie ausgeliehen. Jetzt steht es zur Rückgabe an, nur bis S. 104 von 237 von mir zur gelungenen Zerstreuung gelesen, in seelischer Schieflage gelinde gesagt. Mehr noch, die Figuren sterben alle, senil, bedauernswert, jünger als ich. Es spricht für Gardams erzählerisches Talent, dass ich vorhabe, es bei Gelegenheit zu Ende zu lesen.
Donnerstag, 15. Dezember 2016
Gardam die Frau
Jane Gardam: Eine treue Frau. Sollte der Titel ironisch klingen in unserer online-skandallüsternen Zeit? Ich glaube nicht. Nicht mehr als ein kokett einladender Titel sollte es wohl sein.
Jetzt ist es vordringlich meiner geliebten starken und hoch belesenen Andrea zu danken. Sie hat, schon schwer leidend, mir unvergesslich das erste Buch der Trilogie erzählt. Mit den britischen Expats aus Malaysia, Hongkong, heimatlos endgültig nach dem Ende des britischen Hongkong. Du wirst es lieben, meinte sie, mit deinen Lieben zu der Region.
Gelesen habe ich das Buch während ihrer letzten tage und danach. Ein Buch über das kurze Erlebte und das lange Ende.
Was mir dann bleibt, nach all den Impressionen aus dieser vergangenen Welt sind meine eigenen Fragmente. Jawohl, Fragmente.
Freitag, 11. November 2016
Vegetarierin koreanische
Han Kang: Die Vegetarierin. Ausnahmsweise und nicht enttäuscht als Buch gelesen. Changierender Thriller um eine Psychopathin, eine sich selbst letztlich verschlingende Pflanze. Exotischer Plot, doch menschlich, tragische Krankheit. Eine ganz andere Selbstaufgabe als Kirchhoff Melancholie, warum warum macht er dessen Protagonist nur so passiv?
Kirchhoff Melancholie
Bodo Kirchhoff: Verlangen und Melancholie. Lektüre, nachdem Kirchhoff den Deutschen Buchpreis 2016 für das falsche Buch bekommen hat. So habe ich mich, noch gefangen von seiner Liebe in groben Zügen, auf die Melancholie eingelassen, um entzückt, gefesselt und enttäuscht zu werden. Darüber, dass nach all dem Lieben und Leben nicht die Heiterkeit von Altersfreundschaften, die der 70+ jährige kippt und vergeigt, steht, sondern nur noch eine Hündin, ihm hündisch anhängend. Schade, pfui, wahrlich kein Vorbild, trotz des schönen Lesens.
Sonntag, 6. November 2016
Boylesend
T.C.Boyle:World's End. Nein. Genug des Abscheulichen. Ich frage mich, warum das andere lesenswert finden und ich nicht. S. 69/546 gab ich auf.
Veröffentlicht am Wahltag einer beispiellosen&nicht beispielwürdigen US presidential campain.
Sonntag, 11. September 2016
Köhlmeier mit Fingerhut
Michael Köhlmeier: Das Mädchen mit dem Fingerhut. Sprachloses Verstehen und Unverstehen. Kinder aus fremden Ländern in unserer Wohlstandsfremde. Leiden, zusammenhalten, kämpfen, illegal und kriminell leben. Traurig, befremdend geschrieben.
Freitag, 2. September 2016
Killervann
David Vann: Goat Mountain. US amerikanische Männer weit jenseits von Boyle und Ford. Killer und ihre Waffen, ihr Denken. Wenn Vann damit die letzten Reste seiner von Gewalt geprägten Familie zu beseitigen vorgibt, so ist ihm das Gegenteil gelungen: er setzt ihr ein Denkmal, mit ein paar Windungen christlicher Girlanden. Die wundervollen Naturimpressionen des Textes im Dienste der Gewalt verschlimmern das Ganze.
Und die Waffen. Ein Hohelied auf den Erfolg der US Waffenindustrie, die offensichtlich die Staaten, nachhaltiger als Religionen es vermögen, indoktriniert hat. Nicht lesenswert und ich muss mich wohl dafür rechtfertigen, das zu Ende gelesen zu haben.
Samstag, 13. August 2016
Gstreins Freund?
Norbert Gstrein: In der freien Welt. Ein österreichischer Autor schreibt über seinen jüdischen Freund, der aus der Bronx stammte und in der freien Welt lebte. Gstrein macht sich lustig über die jungen deutschen Frauen die nach dem Krieg im Kibbuz unterwürfig eine jüdische Identität suchten. Was sucht er?
Mittwoch, 22. Juni 2016
Ullmann begnadigt
Linn Ullmann: Gnade. Eine Krebserkrankung mit Sterbehilfe. Er scheint mir zu historisch, willkürlich. Schade.
Sonntag, 29. Mai 2016
Roth Schwede
Philip Roth: Amerikanisches Idyll. Ein Buch mit langem Atem. Tja, auf 96 von 417 Seiten hab ich dann erst mal aufgehört.
Dienstag, 3. Mai 2016
Doron Kafkaisch
Lizzie Doron: Who The Fuck Is Kafka. Ich habe dieses Buch verschlungen, aber nicht wirklich, denn es war wie eine Speise, die einem immer wieder im Hals stecken bleibt. Was mir Doron macht klar ist, dass der Frieden in diesem Land eine vieldimensionale Sisyphusaufgabe ist. Zu traurig. Ein großes Lob an Mirjam Pressler, die wohl als Lektorin und Übersetzerin viel zu diesem Buch beigetragen hat.
Donnerstag, 18. Februar 2016
Mora Alle Tage
Terezia Mora: Alle Tage. Ein Buch über ein Leben in einer anderen Welt, in Europa, in Deutschland. Alle Tage fremd. Was mag Mora erlebt haben um das zu schreiben? Oder hat sie eine derartige Phantasie? Fremd, fremder, am...