Donnerstag, 20. März 2014

Zu Navid Kermani Große Liebe

Das Multi ist in der BRD erst angekommen, wenn es auf den ersten Plätzen der Literaturlisten zu finden ist.
Und dieser Roman führt im März 2014 die swr Bestenliste an. Chapeau! Aber, nach der allzu flüssigen Lektüre von Alex Capus, eine schwere Kost, schon von der Sprache her. Neben dem deutschen Multikulturellen. Dabei liegt die Handlung schon eine Generation zurück. Sie spielt in den Protestzeiten der alten Bundesrepublik anfang der 1970er Jahre. Der Autor hat es sich nicht leicht gemacht mit einer Gliederung in Tagesschritten, die er dann auch nur virtuell einhält. Aber, die etwas ungleiche, gymnasiale Liebesbeziehung kommt voran. Die  schöne Abiturientin erhört den glühenden Verehrer aus der Mittelstufe. So viel als erster Eindruck.
Unterm Strich? Der Autor ist ein deutscher Gelehrter, Orientalist mit ebensolchen Wurzeln, und sein Buch zeugt Seite für Seite davon.
Und nach meinem Gefühl nicht zu seinem Vorteil, leider.

Sonntag, 16. März 2014

Zu Alex Capus: Fast ein bisschen Frühling

Ein Roman, wieder mit verwandtschaftlichen Verbindungen. Im Kern eine Geschichte ähnlich Bonnie and Clyde, die auch parallel zum Handlungsstrang referiert wird. Sehr, sehr vielfältig in seinen menschlichen Aspekten. Aber, es ist die schwer verständliche Geschichte eines absonderlichen Killerpaares. Daran ändern auch die am Ende des Buchs drangeklebten Zitate nichts.  Sieht Capus die Absurdität seiner Charaktere und der Geschehnisse als humane Normalität?  Zur Kritik: wieder provozierend-ikonische  Darstellungen des Nazideutschland 1933, viel zu schlicht unicolor braun.
Gelesen hab ich das ebook in einem Flug. Ob ich es empfehlen kann? ??

Mittwoch, 12. März 2014

Zu Alex Capus: Leon und Louise

Capus  verführt. Wieder einmal und noch gekonnter. Manchmal ärgere ich mich, mich von ihm verführen zu lassen statt Goethe und Schiller oder gar Karl der Große zu  lesen.
Bei L&L wirkt neben dem Zauber der Personen allerdings das historische politische Umfeld bis jetzt dürftig, verglichen mit Nemirowsky einschließlich deren fataler Aktualität, die mich immer wieder zutiefst ergreift.  Weiter lesen.
Es wird .... eine veritable Liebesgeschichte. Veritable weil sie den Zauber ausstrahlt. Am Rande des Glaubwürdigen oder ein paar Schritte weiter, das ist ja der Zauber. Dass das Glück der Liebenden auf einem Boot seine Erfüllung findet war ein deja vue bei Garcia Marquez. Dennoch, ein liebeswunderbarer Roman.  Verführen lassen!

Donnerstag, 6. März 2014

Zu Norbert Gstrein: Eine Ahnung vom Anfang

Viele andere Welten. Die Welt eines Gymnasiallehrers. Die Welt einer österreichischen Kleinstadt und ihrer Typen. Die Welt ohne unsere heutige Kommunikation, sprich Smartphone. Die Welt ohne strikte Abgrenzung zur Pädophilie. Die Welt der Leute und was sie so zu allem zu sagen haben. Die Welt der religiösen Bekenner und Eiferer. Keine andere Welt sind für mich die Heranwachsenden, die im Mittelpunkt des Romans stehen. Gstrein erzählt packend sein Plot. Daniel, lange Zeit der  Mittelpunkt des Lebens des Lehrers und auch seiner Gelegenheitsfreundin. D, sicher hochbegabt, findet nicht ins Leben, wurde er überhaupt dafür erzogen? Vom Lehrer, dem Religionslehrer, vom einem amerikanischen Sektierer?
Für mich ein Roman des vergangenen Jahrhunderts. Spannend durch seine fein ziselierten Charaktere. Leseerlebniss.