Thomas Bernhard: Wittgensteins Neffe.
Im Kern ein Buch über die Freundschaft zwischen Bernhard und Wittgenstein. Allein, Bernhards traumhafte Inszenierung der kranken Situation in den Hospitälern der Baumgartner Höhe eingangs hat es mir angetan: eine Pflichtlektüre für einen Mediziner, finde ich.
Natürlich bleibt es im kleinen Buch nicht dabei, in der Geschichte dieser Freundschaft spiegelt sich Wien. Wunderbar in Inhalt und Form.
Dienstag, 30. April 2019
Bernhards Kranke auf der Baumgartnerhöhe
Montag, 29. April 2019
Mauern des Paradieses?
An den Mauern des Paradieses
Michel Köhlmeier und Raoul Schrott haben hier eine n-dimensionsale literarische Fiktion geschaffen, mutmaßlich. Und gestern Abend im Literaturhaus denkwürdig wunderbar vorgespielt. Eine Generation nach M.W., in jeder Hinsicht.
Die Mauern des Paradieses blühen eindeutig auf Schrotts universalistischer Genialität, die Parallelen zu seinen jüngsten Schöpfungen sind unübersehbar. Köhlmeier hält in einer Art Rollenspiel dagegen, dämpft den barocken, am Werk allein orientieren Überschwang von Schrott, betont den Autor als Individuum.
Sonntag, 28. April 2019
Schwimmwandern
Ich liebe lange Schwimmspaziergänge. Die Augen dicht über dem Wasser: eine eigene Perspektive. Die erreichbaren Orte: amphibische Plätze. Die feuchte, langsame Schwerelosigkeit: ein Art rasender Stillstand. Das Gefühl, hier kannst du so schnell überhaupt nicht weg, kein weglaufen möglich, kein fliehen möglich. Beweg dich langsam, im Einklang, Harmonie. Fühle dich ein, füge dich ein. Gib dich hin. Erlebe.
So fiel der waterlog auf fruchtbaren Boden, nicht ins Wasser:
In 1996 Roger Deakin, the late, great nature writer, set out to swim through the British Isles. From the sea, from rock pools, from rivers and streams, tarns, lakes, lochs, ponds, lidos, swimming pools and spas, from fens, dykes, moats, aqueducts, waterfalls, flooded quarries, even canals, Deakin gains a fascinating perspective on modern Britain. Detained by water bailiffs in Winchester, intercepted in the Fowey estuary by coastguards, mistaken for a suicide on Camber sands, confronting the Corryvreckan whirlpool in the Hebrides, he discovers just how much of an outsider the native swimmer is to his landlocked, fully-dressed fellow citizens.
Meine Imitation: waterlog Oberbayern, oberbayerische Schwimmspaziergänge.
Samstag, 9. März 2019
Abstrakter Konstruktivismus und Codismus
Dresden feiert die abstrakt-konstruktive Avantgarde 1919-1932 in Dresden https://albertinum.skd.museum/ausstellungen/zukunftsraeume-kandinsky-mondrian-lissitzky-in-dresden-1919-bis-1932/
in einer schönen, obgleich recht lokalen Ausstellung. Natürlich hat sie mich zu Arbeiten im Codismus angeregt. Aber, die erste Begeisterung ist rasch verflogen. Die Werke sind von vornherein nicht auf Loops im Code ausgelegt. Damit führen sie zu umfangreichen Codes, die dem Vorsatz des minimalistischen Code wiedersprechen.
Dabei fingen die Überlegungen so gut an: Piet Mondrian. Rot, Blau, Gelb. Drei y und zwei x-Koordinaten, harmonisch mit verschiedenen Frequenzen bewegen, was in Summe 5 Programmteile ergibt. Das ist weit mehr als die vorgesehen Fingerübung und vor allem gegen mein minimalistisches Prinzip.
Gilt auch für Lajos d'Ebnet. Die Herausforderung: Wie schaffe ich die Ideen seiner Kompositionen aus 1926 und 1927 in Loops aufzunehmen?
Geschrieben, getan. Ein Bild, Hommage à Lajos d'Ebneth. Loop nur für einen Rythmus von 5 schwarzen Balken übereinander, dazu ein rotes Rechteck, ein Kreuz schwarzer Balken darüber. Der Code: 12 lines, so minimal wie das Konstrukt. Aber dann habe ich spielend noch eine Loop darüber gelegt, die alle Konstrukte ohne Löschen nach rechts unten repetiert darüber geschrieben hat, 3 lines mehr, einschließlich der Verzögerung, die einen vollständigen Aufbau des Konstrukts auf 10 Sekunden einstellt. Damit tritt das Konstrukt aus der Ebene, wird 3D, wird zum Video. Während die Präsentation des ersten Bildes ein Print oder Plot war wird es nun zum Video. Zwingt es mich aus dem Steinblog zu einem Instagramm-Eintrag? Nachsehen. Wieder work in progress.
Donnerstag, 28. Februar 2019
Schalanskys Verluste
Judith Schalansky: Verzeichnis einiger Verluste.
Erster Anlauf:Von der Kritik hochgelobt. Und, es gab sogar ein verfügbares eBook in meiner Bücherei. Lesen! Stirnrunzeln mit Captain Cook im Pazifik. Ach und weh. Untergänge. Weiter mit dem Tiger. Noch viel, viel schlimmer. Wo leben diese Germanisten, die als Kritiker solcher Bücher geschätzt sind? Ich bin zutiefst befremdet. Weiter, jetzt kommt etwas mit Bergen.
Zweiter Anlauf:
Ein bunter Strauß, den sie da als Verluste, unwiederbringlich Verlorenes, gebunden hat. Er reicht von Sappho, eine tolle Blume, bis zur miefigen DDR, man kann Gemüse zum Frischhalten nicht in de Keller legen, da es dann nach Kohle riecht. Warum schreibt die sonst so genaue, ja gar pingelige Autorin nicht "Braunkohle"? Aber schlimm wird es, wenn Frau Schalansky bei Schwerin in die Natur auf Spurensuche geht. Frau Oberlehrer, die jedes Pflänzchen und Vogelstimmchen kennt und in eine schlimme Deutschschreibe kleidet, Thomas Mann lässt grüßen. Und vor all der sprachlich gewollten Perfektion kein Jota eigenes Gefühl einbringt. sprachlich fotografisch genaue Darstellung statt Impression, die ich bei Verlust doch haben sollte. Allemal ein "bildungssattes" Buch, das von den Germanisten wohl seiner Sprache wegen hoch gelobt wird
https://www.perlentaucher.de/buch/judith-schalansky/verzeichnis-einiger-verluste.html .
Vom mir nicht. Mein Verlust beim Lesen war "Vitalität". Mit solcher deutscher Literatur gewinnt man keine neuen Leser, man bauchpinselt Germanisten.
Nachtrag. Tut mir leid, das ich noch vor den letzten Verlusten schon urteilte. Habe den verborgenen Schlüssel zu den Verlusten erst nachher in dem Kapitel mit dem alten Mann, der in seinem Anwesen in Tessin das Wissen der Menschheit sammelt und präsentiert, gefunden. Nach diesem Muster hat Schalansky verlorenes Wissen der Menschheit ausgewählt, recherchiert und künstlerisch, es sei ihr zugestanden, manches zu künstlerisch, aufbereitet.
Freitag, 4. Januar 2019
Künstliche Intelligenz und Codismus
"AI Generated Landscape Paintings/ Using an implementation of Progressive Growing of GANs and a corpus of tens of thousands of landscape oil paintings scraped from WikiArt, a neural network was trained to create new landscape paintings."
Dabei bezeichnet GAN, Generative Adversial Networks, die Art des genutzten KI- beziehungsweise Artificial Intelligence Programms, hier spezifisch ein neurales Netz, offensichtlich in Software implementiert. Barrat zeigt dann auch auf seiner Website https://robbiebarrat.github.io Beispiele von damit geschaffenen Bildern, aus denen der Producer auswählt. Ich wähle hier bewusst und wertfrei den Begriff Producer, der den Korpus der Vorbilder, die KI-Software samt deren Parametern zum laufen bringt und nicht zuletzt das für den Kunstbetrieb genutzte Bild auswählt, sowie das Bild erfolgreich im Kunsthandel plaziert. Und auswählen muss er wahrhaftig aus den Wust der erzeugten Bilder, da offensichtlich dafür noch keine KI vorhanden, aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Allerdings ist die Eindeutigkeit gebrochen, sobald man im Code eine Zufallsfunktion nutzt, ein unverzichtbares Mittel des Codismus.
Zur künstlichen Intelligenz: Nimmt man als Urbildmenge den Korpus der Vorbilder, das KI-Programm als Code mit Zufallsfunktion (en), die Bildmenge die generierten neuen Bilder, so sind die KI/GAN-Bilder Teil eines Codismus.
Donnerstag, 3. Januar 2019
Trakl visuelle Poesie
Beim visualisieren darf man sich wohl von ihnen nicht berauschen lassen. Als Spiel ist wohl eher weiss, grau, dunkelgrau zutreffend.
Rondell oder Rondel bringt mich in Verlegenheit. Es läuft nichts im Kreis. Es ist eher ein Pendel, eine harmonische Funktion. Es schwingt hin und her, vom Gold über braun, blau zum Sterben und zurück. Ein Kreis, der sich hin und her dreht?